Carl Ransom Rogers - Psychotherapie als Form der Begegnung
Carl R. Rogers prägte die Psychologie und Psychotherapie des 20. Jahrhunderts wie nur wenige andere. Der Beginn seiner Tätigkeit liegt in Chicago in den späten 1920er Jahren, wo er sich zuerst mit Kindern und deren Familien aus problematischen Verhältnissen beschäftigt hat.
Schnell stellte er fest, daß die bis dahin etablierten psychotherapeutischen Techniken nur begrenzten Erfolg hatten bzw. aufwendig in der Anwendung waren. In seinen Beobachtungen bemerkte er, daß viel eher eine ganz bestimmte innere Haltung notwendig war, um die Aufmerksamkeit des Gegenübers zu erhalten und konstruktive Veränderungen zu ermöglichen.
Der paradigmatische Wechsel lag darin, daß von nun nicht mehr der Klient "etwas machen" oder "sich Mühe geben" mußte, sondern der Therapeut gefragt war, seine eigene Haltung und Begegnungsfähigkeit zu durchdringen und zur Anwendung bringen zu können.
Aufgrund seiner nachfolgenden Ausarbeitungen erlebte dieses Verfahren in den 1950er und 1960er Jahren seine maßgebliche Formulierung und bildet bis heute das Zentrum der sogenannten Humanistischen Psychotherapie, dem "3. Weg" nach der Tiefenpsychologie und der Verhaltenspsychologie (Behaviorismus).
Rogers selbst fügte seinem Ansatz mit zunehmendem Lebensalter immer mehr philosophische und spirituelle Aspekte hinzu; gegen Ende seines Lebens wurde er sogar als offizieller Berater im Nordirland-Konflikt bestellt. Er starb 1987 im Alter von 85 Jahren.